Totenlaeuten by Heinrichs

Totenlaeuten by Heinrichs

Autor:Heinrichs
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-05-14T16:00:00+00:00


26

In der Kirche war es unglaublich still. So still, dass man das Gefühl hatte, die Stille mit Händen greifen zu können. Außerdem war es stockfinster. Das Licht, das von der Kirchplatzlaterne durch die Fenster drang, war so spärlich, dass es das undurchdringliche Schwarz nur an einigen Stellen durch ein etwas matteres Grau zu ersetzen vermochte.

»Warum ist die Kirche überhaupt auf?«, flüsterte Max.

»Weil sie jemand aufgeschlossen hat«, antwortete ich.

Max zögerte einen Moment. »Ich glaube, es ist nicht sonderlich geschickt, hier im Dunkeln herumzutapern und zu warten, dass uns jemand etwas über die Rübe haut.«

»Da kann ich nur zustimmen«, bestätigte ich. Auch wenn ich eine Ahnung hatte, wer sich hier herumtrieb, war ich auf eine Begegnung nicht unbedingt aus. Sollte doch der Pastor dazukommen und die Sache ein für allemal klären. Ich drehte schon ab, als plötzlich ein Knarren zu vernehmen war. Dann bellte Walter plötzlich. Sein Bellen hallte in der Kirche fürchterlich nach.

»Was war das?«, flüsterte Max.

»Der Hund«, wisperte ich zurück.

Max überhörte meine gehaltvolle Antwort. »Was ist an der linken Wand?«

Ich dachte scharf nach. Schließlich hatte ich inzwischen mehrfach Zeit in diesen Hallen verbracht.

»Der Kreuzweg.«

»Sonst nichts?«

Noch einmal versuchte ich mir das Bild der Kirche ins Gedächtnis zu rufen, der Kirche, wenn sie nicht gerade in undurchdringliches Schwarz-Grau getaucht war. »Der Beichtstuhl!«, fiel es mir plötzlich ein. »Ich glaube, da ist der Beichtstuhl.«

»Der Beichtstuhl«, wiederholte Max. Offensichtlich bewog ihn diese Aussage, sich weiterzubewegen. Leider in die falsche Richtung. Wir wollten doch nach draußen.

»Bleib du am besten hier und versperr den Ausgang!«, flüsterte Max mir zu. Dann machte er ein paar Schritte vor. Ich hörte ihn erst wieder, als er laut aufjaulte, weil er gegen eine Kirchenbank gerannt war.

»Bleib du am besten hier und versperr den Ausgang!«, sagte ich zu Walter, band seine Leine an der Türklinke fest und folgte Max vorsichtig nach.

Leider war mein Kumpel nirgends zu sehen. Aber da auch sonst nichts zu sehen war, irritierte mich das nicht. Langsam bewegte ich mich an der letzten Kirchenbank entlang bis zum äußersten Ende und hangelte mich dann von einer Bank zur nächsten nach vorn. Nach vier Bänken spürte ich plötzlich etwas Warmes und hätte beinahe vor Schreck aufgeschrien. Noch jemand hatte sich erschreckt Max.

»Was machst du denn da?«, raunzte er mich an.

»Ich suche dich!«, raunzte ich zurück.

»Ich glaube, da ist jemand im Beichtstuhl«, flüsterte Max. »Und der befindet sich zwei Meter vor uns, wenn mein Auge mich nicht täuscht«

»Siehst du etwa was?«, fragte ich überrascht.

»Mir war eben so. Drei schrankartige Türen da an der Wand. Kann das sein?«

»Ja, in der Mitte sitzt der Priester, links und rechts knien im Wechsel die Sünder.«

»Ich kenne den Ritus.«

»Ich denke, du bist evangelisch.«

»Allerdings im katholischen Teil des Sauerlandes groß geworden.« Max schwieg. »Aber was machen wir jetzt?« fragte er dann. »Ich habe meine Waffe nicht mit.«

»Die brauchst du auch nicht«, beruhigte ich ihn. »Da drinnen sitzt eine Person, die deutlich mehr Angst hat als wir. Ich mache jetzt die Tür auf, und wir lassen sie heraus.«

Ich tastete mich vor, bis ich eine der Türen zu fassen bekam.



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